Die Stadtbibliothek präsentiert Schriftwechsel, Einladungskarten, Fotos und ein bisher unveröffentlichtes Gedicht von Hermann Kesten. Die Dokumente stammen aus dem Besitz seiner letzten Lebenspartnerin, der gebürtigen Fürtherin Martha Marc. Manfred Schreiner, Vorsitzender der Hermann-Kesten-Gesellschaft, hatte die Schenkung von den Nachfahren von Martha Marc erhalten.


Toni Kesten, Martha Marc und Hermann Kesten vor Rolf Trexlers Figurentheater in Rothenburg an der Tauber
Fotosammlung Nachlass Hermann Kesten im Literaturarchiv Moncensia in München

Nach dem Tod seiner Ehefrau Toni in Rom 1977 zog Hermann Kesten zunächst in die USA und dann zu Tonis frisch verwitweter Jugendfreundin Martha Marc nach Basel. Martha Marc hatte sich 1927 nach Basel verheiratet. Nach deren Tod 1984 lebte Hermann Kesten in einem jüdischen Altersheim in Riehen bei Basel, wo er 1996 verstarb.

Stadtbibliothek Zentrum, Gewerbemuseumsplatz 4,
Ausstellung „Bücher mit Geschichte ausgestellt. Gesammelte Schätze aus über 650 Jahren“
(Ab dem 26. Januar 2023)

Die Sammlung zu Hermnann Kesten in der Nürnberger Stadtbibliothek
In der Stadtbibliothek werden seit der Gründung der Fränkischen Literatursammlung im Jahr 1964 Drucke von Hermann Kesten sowie über ihn erscheinende Literatur mit größtmöglicher Vollständigkeit gesammelt. Der bisher vergleichsweise bescheidene Bestand von 42 Briefen und anderen Lebensdokumenten – Kestens Nachlass befindet sich in der Moncensia, dem Literaturarchiv der Stadt München – erfährt mit der Übergabe aus dem Besitz der Familie Marc-Pataki eine entscheidende Aufwertung. Die Jahrzehnte überdauernde Freundschaft zwischen den Kestens, Martha Marc, deren Tochter Mirjam Pataki-Marc und deren Sohn Ronald Pataki spiegeln sich im Bestand: Hier finden sich Schriftwechsel, Einladungen und Programme zu den Kesten-Ehrungen in Nürnberg 1975, 1980, 1990 und 2000. Hinzu kommen zwei Postkarten von Hermann und Toni Kesten an Martha Marc aus dem Jahr 1974. Die Sammlung enthält ebenfalls Neujahrskarten mit persönlichen Widmungen des Bildhauers Wilhelm Uhlig, der die Kesten-Statue im Kreuzgang des Nürnberger Katharinenkloster schuf und mit dem Kesten eine tiefe Freundschaft verband. Eine zum 100. Geburtstag im Jahr 2000 aufgelegte Papiertüte der Großbäckerei Der Beck mit dem Konterfei Hermann Kestens ist ebenso vorhanden. 20 Porträts und Gruppenfotos von circa 1949 bis 1990 ergänzen die Sammlung der Stadtbibliothek als willkommenes Anschauungsmaterial. Ein wahres Schatzstück ist jedoch ein bisher unveröffentlichtes Gedicht Hermann Kestens: „Die Magie des Mittags“ liegt als eigenhändiger Entwurf und maschinenschriftliche Reinschrift vor. Von der Hermann-Kesten-Gesellschaft hatte die Stadtbibliothek bereits im Jahr 2013 das Manuskript zu „Maud liebt beide“ erhalten, dem ersten Theaterstück Hermann Kestens.