Berlin 1929: Max Plattner, orientierungsloser Akademiker, und Else Pfleiderer, Tochter eines Kleinhändlers, verlieben sich. Elses Vater zerstört dieses Liebesidyll. Weil er dringend Geld braucht, will er seine Tochter an den reichen Makler Krummholz verkuppeln.
Plattner, mittellos, versucht die Beziehung zu retten, indem er das vom Schwiegervater benötigte Geld irgendwie auftreibt. In seiner Verzweiflung bestiehlt er sogar den Menschenfreund und Redakteur Josef Bar. Plattners Konkurrent Krummholz erfährt von dem Diebstahl und erpreßt Plattner: Entweder er schwöre seiner Else ab oder er werde angezeigt. Plattner befällt Existenzangst und er richtet sie gegen Else: Er verstößt sie. Else, bereit für den Geliebten Max alles zu opfern, verzweifelt und bringt sich um. Das sarkastische Happy-End der Geschichte: Max Plattner wird Geschäftsführer in der Firma des ehemaligen Gegenspielers Krummholz, vergißt Else, heiratet und wird glücklich.

Glückliche Menschen ist Kestens dritter Roman. Er hat ihn, im Gegensatz zu seinen beiden ersten Romanen, ausschließlich in Berlin geschrieben.

„Der Roman Glückliche Menschen erzählt eine Woche im November 1929 zu Berlin. Ich schrieb den Roman 1930 in den kleinen Berliner Cafes am Hermannplatz und in der Hasenheide und in der Friedrichstraße, die der Roman beschreibt.“

Hermann Kesten: Filialen des Parnaß, S. 287

Mit Glückliche Menschen (erschienen 1931) gibt Kesten seinen Plan auf, den letzten Band seiner Trilogie (Joseph sucht die FreiheitEin ausschweifender Mensch) mit dem Gesamttitel Das Ende eines großen Mannes zu vollenden. Statt des Niedergangs eines Helden ist eine Liebesbeziehung Gegenstand seines dritten Romans.
In der Figur des Max Plattner finden sich mehrere Parallelen zur Biographie Kestens: Max Plattner, ebenso wie Kesten im Jahr 1900 geboren, kommt aus einer Provinzstadt und ist ausgeprägter Individualist.

„Er dachte, alle Menschen werden zubereitet. Sie werden geschält, gesotten und geschunden, man heißt das Erziehung. Das kocht im großen Suppentopf Gesellschaft zu einem uniformen Brei. Aber ich bin kein Breipartikel. Ich bin asozial wie ein giftiger Pilz.“

Hermann Kesten: Glückliche Menschen, S. 34

Als Schüler findet er im Gymnasium die chauvinistische Propaganda widerwärtig, denn

„nach dem pädagogischen Brauch jener reaktionären Jahre wurden die Lehrer statt mit ‚Guten Morgen‘ mit ‚Gott strafe England‘ begrüßt. Max hatte bisher England sehr geliebt. Es war die Heimat von Shakespeare, des Nebels, der Dampfmaschine und des Oliver Cromwell, die er alle liebte.“

Hermann Kesten: Glückliche Menschen, S. 28

Sein Vater wird zum Kriegsdienst eingezogen und fällt. Er plagt Max nächtelang in Alpträumen. Im Studium, das ihm die Mutter finanziert, ist Plattner ohne Orientierung. „Max wußte nicht was er studieren sollte, weil er nicht wußte, wie er sein Leben einrichten werde.“ 1923 bricht er das Studium ab und unternimmt diverse Reisen durch Europa.

Kesten parodiert auch in diesem Roman literarische Vorlagen. Der Roman karikiert durch seinen grotesken Handlungsverlauf die zeitgenössische Liebesliteratur. Die große Liebe wird als Trugbild, das die Romandichter entwerfen, dargestellt.

Im Roman sagt Mutter Hella Pfleiderer zu ihrer Tochter Else:

„Du bist doch sonst so klug. Glaube mir, die Liebesehen, die ihr jungen Leute euch so vorstellt, die führen zu nichts. Das ist etwas für Romandichter. Ich sage dir, das taugt nichts. Liebesehen sind nicht so glücklich wie es in Romanen steht. (…) was ist das für ein Leben, wenn man sich liebt und heiratet und hat dann kein Geld, so in Armut leben, was heißt da noch Liebe, wo bleibt da noch Platz für Liebe zwischen Hunger und Jagd nach Geld?“

Hermann Kesten: Glückliche Menschen, S. 20