Ich möchte sie nicht anders haben.

Hermann Kesten

Fast 50 Jahre waren Hermann und Toni Kesten verheiratet, fast ein halbes Jahrhundert. Antonie wurde als Tochter des jüdischen Händlers Chaim Juda Warowitz am 5. Juli 1904 in Nürnberg geboren. Sie war eine Schulkameradin von Kestens Schwester Gina. Hermann und Toni heirateten im Dezember 1928. Seitdem lebte die kleine graziöse Nürnbergerin ganz für ihren Mann. Sie teilte mit ihm sein improvisiertes Leben, seine Rastlosigkeit, seine Triumphe und Niederlagen. Sie sorgte mit für den Lebensunterhalt in New York, tippte die Manuskripte seiner Bücher und war nicht nur Kameradin, sondern auch Kritikerin.

„Toni ist nie ganz zufrieden. Ich verstehe es nicht ganz, wieso Toni so kritiklos meiner Person und so kritisch meinen Werken gegenüber ist, aber ich möchte sie nicht anders haben.“

Hermann Kesten:Brief an Alfred Polgar, 4.3.1955, Monacensia

Sie starb am 3. Juli 1977 in Rom und ließ ihren Mann fassungslos zurück. Ein knappes Jahr nach ihrem Tod schrieb er aus New York an die Schriftstellerin Hilde Spiel:

„Ich kann keinen vernünftigen Grund für mein Versäumnis angeben, warum ich meinen besten Freunden nicht geschrieben habe. Offenbar gab mir kein Gott zu sagen, was ich leide. Offenbar hat mich der Tod von Toni – am 3.Juli wird es schon ein Jahr sein – in vieler Hinsicht asozial gemacht. Ich konnte auf die Trostbriefe meiner besten Freunde nicht antworten, und fühlte meine Briefschuld, was mich wieder hinderte, zu schreiben. Und dabei dachte ich in früheren Zeiten, ich sei ein gutwilliger Briefeschreiber, und ich freute mich auf Briefe, was ich noch heute tue.“

Ich hatte Glück mit den Menschen,
(Hg.) Wolfgang Buhl/Ulf von Dewitz, S. 125