Kesten zu Ehren verleiht der PEN jährlich an Persönlichkeiten, die sich besonders um verfolgte Autorinnen und Autoren verdient gemacht haben, den Hermann Kesten-Preis. Das Hessische Ministerium für Wissenschaft stiftet ein Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro.

Zusätzlich wird der mit 3.000 Euro dotierte Hermann Kesten-Förderpreis alle zwei Jahre an Institutionen und Vereine vergeben, die sich für die gleiche Aufgabe engagieren.

Preisträger:

2023

[Hermann Kesten-Preis]

Sangesdichter Joan Manuel Serrat

Joan Manuel Serrat ist ein musikalisch-lyrischer Klangpoet, ein poetisch-musikalischer Widerständler; ein Troubadour der resistencia, der selber ins Exil gehen musste, weil er für Demokratie und Freiheit seelenbrannte; ein Verteidiger der Freiheit des Wortes in Spanien, Europa und Südamerika und der darüber hinaus über viele Jahre hinweg verbotene Dichter wie Antonio Machado, Miguel Hernández, Rafael Alberti oder Mario Benedetti ins Populäre des Widerstands nachdichtete, vertonte und sang.

Joan Manuel Serrat

2022

[Hermann Kesten-Preis]

Meena Kandasamy

Meena Kandasamy ist 1984 in Chennai (damals Madras)/ Tamil Nadu geboren. Die Eltern waren Akademiker, aber als Angehörige niederer Kasten der Diffamierung und Benachteiligung ausgesetzt, sie engagierten sich gegen das Kastensystem. Das hat die Tochter geprägt.

Ihre Romane erzählen von politisch-historischen und zugleich höchst aktuellen Ereignissen. Mit „Ayaankali“ übersetzte sie den oppositionellen Aktivisten und Dalit-Führer Thirumavalan aus Tamil Nadu ins Englische, später auch tamilische Dichterinnen, die – wie sie – gegen die Unterdrückung von Frauen, gegen Ausbeutung, gegen Klasse, Kaste und Rassismus kämpfen.

Unerschrocken tritt Meena Kandasamy für Schriftsteller-Kolleg*innen ein, ob für den 81jährigen großen Telugu-Dichter Varvara Rao, der einen Anschlag gegen Premier Narendra Modi geplant haben soll, oder für den Gelehrten, Schriftsteller und Menschenrechtler G.N. Saibaba, der wegen angeblicher Nähe zu Marxisten seit 2015 mehrmals inhaftiert, immer wieder vom Supreme Court Indiens freigesprochen, aber 2017 erneut zu lebenslanger Haft verurteilt wurde – trotz des Protests der Vereinten Nationen. Zusammen mit Arundhati Roy stellte Meena Kandasamy im Mai 2022 G.N. Saibabas neuen Gedichtband vor, der im Gefängnis entstand. Schon das ist in Indien heute eine mutige Demonstration.

Meena Kandasamy ist eine wortgewandte Schriftstellerin, Übersetzerin und Herausgeberin der englischsprachigen Zeitschrift „The Dalit“, Feministin und Aktivistin für Rede- und Pressefreiheit. Lange wohnte sie in London, jetzt lebt sie wieder in Indien, dessen hindunationalistischer Regierungschef und seine Partei (BJP) die Gesellschaft zutiefst spalten, Brennpunkte schafften und Gewalt provozieren. Entsprechenden Anfeindungen ist sie ausgesetzt. Auf Deutsch liegen ihre Bücher bei CulturBooks und Wunderhorn vor: „Schläge. Ein Porträt der Autorin als junge Ehefrau“ (2020) und „Reis und Asche“ (2016).

Die Verleihung der Preise findet am 15. November um 19 Uhr in den Kammerspielen des Staatstheaters Darmstadt statt.

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© Varun Vasudenvan

2021

[Hermann Kesten-Preis]

Irena Berzná

Irena Brežná wurde 1950 in Bratislava geboren. Nach der Okkupation der Tschechoslowakei 1968 emigrierte sie mit den Eltern in die Schweiz und fand Zuflucht in einer neuen Sprache. An der Universität Basel schloss sie ihr Studium in Slawistik, Philosophie und Psychologie ab. Sie arbeitete als Journalistin für deutschsprachige Medien, als Kriegsreporterin und Schriftstellerin. Zudem war sie Psychologin, Dolmetscherin, Russischlehrerin, Menschenrechtlerin und humanitäre Helferin.

Brežná engagierte sich für die Solidarność-Bewegung in Polen. Im Rahmen von Amnesty International unterstützte sie Dissidenten im Ostblock, begann journalistisch zu arbeiten und erste Bücher zu veröffentlichen.

1988 gelang ihr die Verschiffung von über 10.000 gesammelten Büchern aus der französisch-sprachigen Schweiz (Weltliteratur, Grammatiken, Geographie- und Geschichtsbücher etc.) nach Guinea, um dort für die Bevölkerung eine Bibliothek zu eröffnen. (siehe auch “Bibliothek für Mamou“ in: „Wie ich auf die Welt kam“)

Irena Brežná ist Autorin von zehn Büchern, die in mehrere Sprachen übersetzt wurden, und erhielt zwölf Preise für Publizistik und Literatur, in Deutschland, der Schweiz und der Slowakei, u.a. den „Zürcher Journalistenpreis“, zweimal den „EMMA-Journalistinnenpreis“ und den „Theodor-Wolff-Preis“. Für ihren kontrovers aufgenommenen Roman „Die undankbare Fremde“ über die eigene Emigrationserfahrung sowie die heutiger Flüchtlinge und Arbeitsmigranten wurde sie sowohl mit dem „Slowakischen Literaturpreis Dominik Tatarka“ wie auch 2012 mit dem „Schweizer Literaturpreis“ ausgezeichnet. Ihr letztes Buch „Wie ich auf die Welt kam. In der Sprache zu Hause“ erschien 2018 beim Rotpunktverlag in Zürich.

Irena Brežná
© Lubos Pilc

2020

[Hermann Kesten-Preis]

Günter Wallraff

Wallraff hat mit Reportagen über diverse Großunternehmen, die BILD-Zeitung, die Lebenssituation türkischer Gastarbeiter sowie über Obdachlose und Rassismus wirkungsvoll politische und gesellschaftliche Missstände angeprangert. Wiederholt ist der Schriftsteller in die Türkei gereist und hat die Freilassung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Tageszeitung „Cumhuriyet“ sowie anderer inhaftierter Medienschaffender gefordert.

Günter Wallraff
© privat

[Hermann Kesten-Förderpreis]

„Mada Masr“ und Lina Attalah

Als Mitbegründerin und Chefredakteurin von „Mada Masr“ setzt sich die 1982 geborene Lina Attalah aktiv für den Kampf gegen die Einschränkung des unabhängigen Journalismus in ihrem Land ein. Mehrfach war sie in Ägypten Repressalien ausgesetzt.

Lina Attalah
© Roger Anis

Aufgrund der COVID-19-Pandemie werden die Hermann Kesten-Preis- und die Hermann Kesten-Förderpreisverleihung 2020 auf den 18.11.2021 verschoben. Möglichkeiten, an der Veranstaltung teilzunehmen und online zu verfolgen, sowie weiterführende Informationen zu der Veranstaltung werden auf der Website des PEN-Deutschland bekanntgegeben.

2019

[Hermann Kesten-Preis]

Philippe Lançon

Mit ungebrochenem Willen für die Meinungsfreiheit: Der französische Journalist und Schriftsteller Philippe Lançon, der zu den Überlebenden des Charlie-Hebdo-Attentats gehört, erhält den Hermann Kesten-Preis 2019 des PEN-Zentrums Deutschland

Philippe Lancon
© Philippe Lançon

Alle Informationen zum PEN Kesten-Preis und zum Kesten-Förderpreis finden Sie auf der Webseite des PEN Deutschland.