Im November 1918 endet eine Epoche: Das Kaiserreich versinkt in Schutt und Asche. Die Novemberrevolution führt zu teilweise chaotischen Zuständen, die weite Kreise des Bürgertums verunsichert und für neue Extreme anfällig macht. Nürnberg ist damals die stärkste Industriestadt Bayerns und die mächtigste Bastion der Sozialdemokratie. Inmitten des revolutionären Chaos sorgt die Sozialdemokratie für Kontinuität und Stabilität, die Lage in Nürnberg bleibt relativ ruhig, auch wenn es bei Unruhen vereinzelt Tote gibt.

Im Jahr 1920 wird der liberale Dr Luppe zum Oberbürgermeister von Nürnberg gewählt, der trotz anderer Parteizugehörigkeit hervorragend mit der SPD zusammenarbeitet. Mit Luppe wird Nürnberg zum Zentrum der Opposition gegen das rechtsextreme Kahr-Bayern, das sich von der verhassten Weimarer Republik abzuspalten droht.

Die Polarisierung nimmt immer mehr zu: Die Rechten sind immer weniger gewillt, den Linken Nürnberg zu überlassen. Sie stilisieren Nürnberg als „Schatzkästlein“ des alten Kaiserreichs. Luppe wird für die Rechten zum Repräsentanten des verhassten Weimarer Systems. Die noch junge NSDAP unter Julius Streicher führt in dem antisemitischen Hetzblatt Der Stürmer einen erbitterten Verleumdungskrieg gegen den Oberbürgermeister und hat damit zeitweise sogar Erfolg. Doch Luppe widersetzt sich der NS-Propaganda mit allen Mitteln und bleibt bis 1933 an der Macht, als einer der wenigen Politiker, die nicht schon vor der Machtergreifung Hitlers in die Knie gingen. Unter seiner Regierung ist Nürnberg eine rechtsstaatliche Oase inmitten der Ordnungszelle Bayern.