Anfangs fühlte der Kosmopolit Kesten nur Ohnmacht auf dem fremden Kontinent.

„Ich kam […] nach New York, […] der englischen Sprache kaum mächtig, mit einem Besuchervisum, ohne eine Stellung in irgend einem Hilfsbüro, ein Privatmann, für den nichts in Amerika sprach als der literarische Ruf von einem Dutzend meiner Bücher, die in englischer Übersetzung erschienen, kurz ein ‚hilfloser Antifaschist‘.“

Hermann Kesten: Brief an Hans Bender, 25.1.1974, Monacensia

Da er die fremde Sprache nicht beherrschte, konnte er auch nicht für den amerikanischen Markt schreiben. In einem Gedicht, das er seiner Schwester Gina gewidmet hat, klagt er:

Ein Jahr New York
Zuhause hatte ich eine Truhe
Für meine Träume und einen Schrank,
Und meine Träume hatten Schuhe,
Um auf Bäume zu steigen und auf Berge.
Sie waren Riesen und sind Zwerge –
Im Exil werden Träume krank.
Dort saß ich zu Pferd, hier auf der Bank
Zwischen Menschen aus Stein. Ach, in der Fremde
Fühlt man sich fremd im eigenen Hemde.

Hermann Kesten: Ich bin der ich bin, S. 90

Auch fünf Jahre später hatte sich an seiner Situation nicht allzu viel geändert. In einem Brief an seinen Freund Beisler klagte Kesten 1946 über die Beschränkungen seiner Arbeit, obwohl er damals bereits sechs Jahre in New York lebte:

„Ich schreibe immer noch deutsch, deutsch zuerst und zuletzt, ich kann gar nicht englisch schreiben, gelegentlich schrieb ich mal einen Artikel auf englisch, aber das war eine Plage.“

Hermann Kesten, Brief an Karl Beisler, 16.12.1946, Monacensia