Kesten ist nicht länger als maximal vier Jahre (wahrscheinlich Mitte 1929 – März 1933) deutscher Staatsbürger. Sein Vater war zeitlebens Österreicher, also hatte auch die Familie zunächst die österreichische Staatsangehörigkeit.
Bei der Immatrikulation in Erlangen gibt Kesten als Staatsangehörigkeit „Galizien“ an, im folgenden Jahr „staatenlos“. Ein Universitätsbeamter streicht das Wort und fügt – richtig – „Polen“ ein. In Frankfurt lässt er sich als Ukrainer einschreiben. Ab 1923 ist Kesten dann wieder Pole.
Hintergrund dieser verschiedenen Staatsbürgerschaften ist die wechselhafte Geschichte des Grenzdorfes Podwoloczyska, des Geburtsortes Kestens. In der Novelle Oberst Kock parodiert Kesten sein Dilemma.
Bei seinem Exilantrag in Frankreich wird Kesten als Deutscher registriert – er hatte also einen deutschen Pass – erhält jedoch eine carte d`identite für Immigranten, die den Inhaber staatenlos macht. Die gilt ähnlich auch für das Exil in den USA ab 1940. 1949 wurde er schließlich amerikanischer Staatsbürger.
Kesten hat lange Zeit seinen wahren Geburtsort verschwiegen. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren. Vielleicht hat er sich geschämt, zu den verschmähten Ostjuden zu gehören. Vielleicht hat er sich auch einfach als Nürnberger gefühlt. Oder eben als Weltbürger:
„Im übrigen habe ich schon als kleiner Junge mich viel mehr als Weltbürger empfunden, geschult an Schiller und Goethe und Heine und Kant, denn als Angehöriger einer Stadt, eines Landes, eines Erdteils.“