Das Triumvirat des Kiepenheuer Verlags hatte sich aufgeteilt: Fritz Landshoff wird Mitarbeiter des Querido-Verlags, Kesten und Walter Landauer – auf Kestens Betreiben hin – arbeiten für den Verlag Allert de Lange.
Die Chefs der drei Ex-Kiepenheuer-Mitarbeiter sind erbitterte Feinde. Man vermutet, dass Gerard de Lange nur als Reaktion auf Emanuel Queridos Initiative, deutsche Schriftsteller zu verlegen, eine eigene deutsche Abteilung in seinem Verlag einrichtet. Sowohl Kesten als auch Landshoff beteuern in Briefen, dass sie ganz friedlich zusammenarbeiten.

„Landshoff, der Leiter vom Querido Verlag (der deutschen Abteilung), Klaus Mann, der für ihn Die Sammlung edierte, Landauer und ich (wenn Klaus Mann und ich in Amsterdam waren) wohnten alle in der Pension Hirsch in Amsterdam, wir waren Freunde und es gab keine Konkurrenz. Im Gegenteil beriet ich häufig literarisch auch den Querido Verlag, las (ohne Honorar) Manuskripte, bei denen Landshoff nicht schlüssig war[…]“.

Andreas Winkler: Hermann Kesten im Exil, S. 133

Dies ist wohl im Rückblick nur die halbe Wahrheit – schließlich geht es auch um die Existenzgrundlage der deutschen Ableger:

„Den de Lange-Akten zufolge scheiterte im Mai 1934 ein, wie Sorgatz formuliert, ‚gemeinsam mit Hermann Kesten unternommener Versuch‘ von Landauer, Heinrich Manns ‚Henri Quatre‘ in das Verlagsprogramm von de Lange aufzunehmen, ergo diesen Autor von Querido zu sich herüberzuziehen. Mann hatte Kesten um eine vertrauliche Sondierung gebeten […]. Kesten und Landauer betrieben die Sache voller Eifer, und es darf bezweifelt werden, dass sie Landshoff bei irgendwelchen ‚gemeinsamen Abendsitzungen‘ in der Pension Hirsch darüber ins Bild gesetzt haben. Der hat sich mit Heinrich Mann nämlich schon weitgehend einig geglaubt – den Wiener Zsolnay Verlag, der eine Option auf Manns nächsten Roman besaß, hatte er bereits um Freigabe für Querido ersucht.“

Hans-Albert Walter: Fritz H. Landshoff und der Querido Verlag, S. 29

Landshoff gelingt es früh, einige namhafte Kiepenheuer-Autoren für Querido zu verpflichten – wie eben Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Ernst Toller, Arnold Zweig. Kesten, zeitlich ein wenig im Verzug im Anheuern von Autoren, kann aber doch einige seiner Freunde gewinnen: Egon Erwin Kisch, Alfred Polgar, Joseph Roth und Max Brod. Beide Verlage zusammen veröffentlichen in den sieben Jahren von 1933 bis zur Besetzung der Niederlande 1940 immerhin über 200 deutsche Titel.