Im Zuge der so genannten Appeasement Politik ändert sich die Asylpolitik Frankreichs im Laufe der 30er Jahre grundlegend.
Die Volksfrontregierung (1936 – 1938), ein politisches Bündnis linker Parteien, war den Emigranten noch relativ wohlgesonnen. Mit dem Scheitern dieser Regierung verschlechtert sich die Lage für die Flüchtlinge zusehends.

Die Ursache hierfür liegt in der Appeasement Politik Großbritanniens, der sich Frankreich anschließt. Nach der Erfahrung des Ersten Weltkriegs ist Großbritannien bemüht, den Frieden zu wahren, egal um welchen Preis. Frankreich schwenkt mit dem Münchner Abkommen im September 1938 auf den britischen Kurs ein. Das Münchner Abkommen bedeutet die Kapitulation der westlichen Demokratien vor Hitler. Thomas Mann schreibt in einem Essay:

„Es war das qualvoll langsame, bis zum Äußersten immer wieder verleugnete Gewahrwerden, daß wir, die Deutschen, der inneren und äußeren Emigration, Europa, zu dem wir uns bekannt hatten und das wir moralisch hinter uns zu haben glaubten, in Wirklichkeit nicht hinter uns hatten; daß dieses Europa den mehrfach in so greifbare Nähe gerückten Sturz der national-sozialistischen Diktatur gar nicht wollte.“

Thomas Mann: Dieser Friede, S.

In Frankreich ist man nicht willens, den Frieden wegen eines Haufens von einflusslosen Emigranten zu riskieren. Die Fremdenfeindlichkeit und der Antisemitismus werden immer aggressiver, die Flüchtlinge werden jetzt als Kriegshetzer angesehen.
Schon im Herbst 1938 kann man erkennen, woher der Wind weht. Es wird ein Dekret erlassen, dass Flüchtlinge unter bestimmten Umständen in Lager eingewiesen werden sollen. Vor allem in Paris verstärken sich die behördlichen Schikanen; so will man erreichen, daß die Emigranten von sich aus in ein anderes Asylland weiterziehen. Kesten schreibt in einem Brief an Fritz Landshoff (31.10.1938):

„Nun bin ich also im schönen Paris, wo die Emigranten betreten und gespenstisch wandeln, mitten in der neuesten antisemitischen Bewegung Frankreichs (auch in der douce France sind die Juden schuld, und die Ausländer!).“

Hermann Kesten (Hg.): Deutsche Literatur im Exil, S. 63

Im Jahr 1939 beginnt die eigentliche Internierungspolitik. Im August verkündet die Regierung die Internierungspflicht für alle Deutschen und andere Ausländer im Alter von 17 bis 65 Jahren. Diese müssen sich in einem Sportstadion in Paris einfinden und dort auf den Abtransport in die Internierungslager warten.
Im Mai 1940 beginnt Hitlers Offensive gegen den Westen: Die Lage der deutschen Emigranten verschärft sich. Die Presse ruft dazu auf, alle freigelassenen deutschen Emigranten erneut zu internieren. Jetzt werden auch Frauen in die Lager geschickt. Fast alle deutschen Emigranten werden im Süden des Landes interniert. Frei kommt nur, wer ein Visum für einen Staat in Übersee vorzeigen kann.