Amsterdam, Hort der Toleranz: Die beiden bedeutendsten Exilverlage für deutsche Literatur Allert de Lange und Querido veröffentlichen hier, zahlreiche Exilzeitungen und Zeitschriften erscheinen – so zum Beispiel Klaus Manns Die Sammlung. Die Arbeit der Verlage wird nicht durch die Zensur eingeschränkt wie zum Beispiel in der Schweiz.
Die Niederlande vertreten in den 30er Jahren eine liberalere Asylpolitik als fast alle anderen europäischen Staaten, zumindest bis zur Annexion Österreichs 1938. 18.000 deutsche Emigranten nimmt das kleine Nachbarland Deutschlands auf.

Die deutschen Literaten werden schnell Teil der intellektuellen Szene der niederländischen Hauptstadt. Klaus Mann berichtet:

„Zuletzt befanden wir uns in Amsterdam, auf der Terrasse des Hotel Américain. Es war von Geselligkeit die Rede. Übrigens beschränkte diese sich keineswegs nur auf das deutsche Emigranten-Milieu. Man freundete sich mit Holländern an; am nächsten kamen mir der literarisch-philosophische Essayist Menno ter Braak, ein passionierter und reiner Geist von durchaus originaler Prägung; der Schriftsteller Jef Last, der damals gerade eines seiner besten Bücher, ‚Zuidersee‘, herausbrachte und mit dem ich übrigens die freundschaftliche Bewunderung für André Gide gemeinsam hatte […].“

Klaus Mann: Der Wendepunkt. S. 313

Man nimmt die deutschen Literaten überaus gastfreundlich in den Niederlanden auf. Kesten ist im Rückblick der Meinung, dass kein anderes europäisches Land so viel für das Überleben der deutschen Literatur getan hat wie die Niederlande:

„Nicht nur holländische Verleger, auch viele holländische Autoren jener schwierigen und zweideutigen Jahre von 1933 bis 1945 empfingen uns wie Freunde, die holländischen Zeitungen und Zeitschriften beschäftigten sich ausführlich mit den Büchern der deutschen exilierten Autoren, das holländische Volk bewies seine Toleranz gegen die Bücher der Exilierten, die in dieses kleine und bedrohte Land damals geflohen sind.“

Hermann Kesten: Hymne für Holland, S. 7

Kesten zumindest hat Gelegenheit, sich für die Freiheit, die er für seine Bücher und seine Arbeit in den 30er Jahren in Holland erfahren hat, ein klein wenig zu bedanken: Er nimmt zahlreiche flämische und niederländische Autoren in die von ihm herausgegebenen Anthologien auf – 1943 in The Heart of Europe und in Europa heute, erschienen 1963.