Rom ist schön…Ich glaube nicht, dass es im Jenseits so schöne Städte gibt, und ein so angenehmes Klima.

Hermann Kesten

Kesten kehrte nicht nach Deutschland zurück. Ostern 1950 kam er als Tourist nach Rom. Staunend lief er zwei Wochen durch die Stadt. Er wollte unbedingt wiederkommen, um hier zu leben. Anfang 1953 kehrte er zurück und blieb mit Unterbrechungen ein Vierteljahrhundert.
Kesten lebte gerne in Rom. Hier gab es europäische Kultur im Übermaß, Tradition, Bewusstsein von Geschichte und Zeugnisse von Geschichte, kurz es gab alles, worauf er während der 13 Jahre New York hatte verzichten müssen. Gerne erinnerte er sich

„an die Vulgarität und Finesse der Römer, an die Hüften und die schwellenden Busen der Römerinnen, im Halse kratzt mich der Wein, im Ohr hallen mir ihre unsterblichen Verse, und im Herzen trage ich ihre freundschaft mit mir, ach, das heitere Gelächter der Römer, ach, ihre Sinnlickeit, ihren Geschmack, ihre Kunst zu leben […]“

Hermann Kesten: Abschied von Rom, FAZ 12. 7.1975

Diesen Verführungen konnte auch Kesten nicht standhalten, er verstrickte sich in eine leidenschaftliche Affäre mit der verheirateten Italienerin Mimi Innamoratti, die er dazu noch mit seinem Freund, dem Schriftsteller Gustav Regler teilen musste. Erotische Verwicklugen sind auch das Thema seiner letzten vier Romane.

Von Rom aus kritisierte er die politische und literarische Entwicklung in der BRD und der DDR. Er wurde in Fehden und Streitigkeiten mit Becher, Johnson und der Gruppe 47 verwickelt. Dennoch wählte man ihn zum P.E.N.-Präsidenten und würdigte ihn mit vielen Auszeichnungen. Das Bundesverdienstkreuz lehnte er ab. Nach dem Tod seiner Frau zog er 1978 nach Basel.