Ich bin kein Freund des Abschieds

Hermann Kesten

1977 war Toni Kesten nach einer Krankheit in Rom gestorben. Tonis Tod hatte Kesten getroffen

„wie ein Blitz auf freiem Feld. Er fand keine Worte mehr. Er verstummte. Man wusste nicht einmal, wo er war. Er blieb verschwunden. Er rührte sich nicht.“

Ich hatte Glück mit Menschen,
(Hg.) Wolfgang Buhl/Ulf von Dewitz, S. 124

Kesten zog sich zunächst zu seiner Schwester Gina nach New York zurück. 1978 kehrte er dann aber nach Europa zurück und zog in Basel mit einer alten Freundin Tonis, Martha Marc, zusammen. Nach deren Tod 1985 übersiedelte er in das jüdische Seniorenheim La Charmille in Riehen bei Basel. Es wurde ruhig um ihn. Außer gelegentlichen Briefen schrieb er nichts mehr und verfiel immer mehr in Schweigen.

Seit 1965 hat die Stadt Nürnberg alle runden Geburtstage Kestens öffentlich und die dazwischen liegenden in einem eher privaten Rahmen begangen. Hinzu kamen öffentliche Feiern zur Installation von Werken der Bildenden Kunst, die Kesten zum Thema hatten. Höhepunkte waren die Verleihung der Ehrenbürgerwürde 1980 und der 90. Geburtstag.
Am 3. Mai 1996 starb Kesten im La Charmille. Am 7. Mai wurde er auf dem jüdischen Friedhof in Basel begraben.