Podwoloczyska
1900⁠–⁠1904

Nürnberg
1904⁠–⁠1928

Berlin
1928⁠–⁠1933

Paris
1933⁠–⁠1940

New York
1940⁠–⁠1953

Rom
1953⁠–⁠1977

Basel
1977⁠–⁠1996

Ein großer Literat

In der Literaturkritik wird Kesten meist nur als Herausgeber und Biograph gewürdigt, oder aber ganz übergangen. Anerkannt ist er lediglich Ende der 20er, Anfang der 30er Jahre als Autor der Neuen Sachlichkeit, die er mit seinen frühen Romanen und als Herausgeber entscheidend mitgeprägt hat, auch wenn er in Stil und Form deren Rahmen z.T. schon sprengte.

Die Rezeption seines Werkes nach 1945 ist von einem starken Gegensatz geprägt. Auf der einen Seite steht die Anerkennung durch berühmte Dichterkollegen: nach dem Urteil von Heinrich und Thomas Mann, Alfred Döblin, Stefan Zweig, Robert Neumann, Erich Kästner, Friedrich Torberg, Wolfgang Weyrauch, Hans Magnus Enzensberger, Horst Bieneck u.a. gehörte er nicht nur zu den großen Essayisten, sondern auch zu den großen Romanciers des 20. Jahrhunderts.

Auf der anderen Seite findet man die Nichtachtung, z.T. sogar Nichtbeachtung durch die etablierte Literaturwissenschaft: von ihr wird er nicht selten als Unterhaltungsliterat eingestuft, wenn er nicht überhaupt völlig ignoriert wird. Die ablehnende Haltung der ehemaligen DDR Germanistik hat viel mit Kestens kritischer Haltung gegenüber dem Kommunismus zu tun; in der Germanistik der Bundesrepublik hatte man die Exilliteratur insgesamt, die für Kesten ein so großes Anliegen bedeutete, und mit ihr auch das Werk Kestens aus den fraglichen Jahren, jahrzehnte lang verdrängt.

Hinzu kommt, dass Kestens Gesammelte Werke – in 13 Einzelausgaben bei Desch – erst ab 1966 ff. erhältlich waren. Und auch nach der Wiederentdeckung der Exilautoren, die sich nach 1967 vollzog und die Lion Feuchtwanger oder Oskar Maria rehabilitierte, erfuhr Kesten nicht die entsprechende Anerkennung. Ein weiterer Grund dürfte gewesen sein, dass Kesten ab 1975 ohne Verlag da stand, wie der Schriftsteller und Freund Horst Bienek meint:

„Kestens Bücher erschienen […] damals in einem angesehenen deutschen Verlag, bei Desch, und als der fallierte, stellte sich heraus, dass er nicht nur pleite war, sondern auch seine Autoren betrogen hatte. Einer der großen Autoren des Exils, der Gegenwart, war plötzlich ohne Verlag, ohne einen Markt. Und kein anderer wollte die Bücher weiterhin vertreiben, wollte Kesten weiterhin herausgeben. Es war für ihn die einzige Niederlage – alle andern des Exils hat er triumphal überwunden. Aber mit fünfundsiebzig plötzlich dazustehen, ohne Verlag, ohne Bücher, das war bitter, und vor allem das war ungerecht. […] Ich bin damals von einem Verlag zum andern gegangen und habe überall nur Absagen bekommen. Bis schließlich der Ullstein Verlag eine zwanzigbändige Taschenbuch-Ausgabe machte […].“

Ich bin der ich bin. Hermann Kesten zum 90. Geburtstag, S.30

Heute ist Kestens Gesamtwerk vergriffen, eine Neuauflage ist nicht geplant. Einzelne Titel finden sich in Antiquariaten. Wieder aufgelegt wurden zwei Werke. Der ars vivideni-Verlag legte 2014 die Autorenportraits  Dichter im Cafe auf. Der Nimbus-Verlag brachte 2018 den Roman Die fremden Götter wieder heraus.

Über Werk und Leben von Hermann Kesten wurde mit finanzieller Unterstützung der Stadt Nürnberg 2006 die Internet-Biographie (kesten.de) publiziert.

2017 hat der Schweizer Autor Albert M. Debrunner endlich die längst fällige Biographie  <<Zu Hause im 20. Jahrhundert>>Hermann Kesten im Nimbus-Verlag veröffentlicht und mit diesem umfangreichen wie fundierten Werk das Interesse an dem Literaten neu geweckt.

Monacensia-Archiv

Das unstete Leben Kestens brachte es mit sich, dass er sein Hab und Gut, darunter auch Bücher, Texte, Manuskripte und Korrespondenz immer wieder verlor. In Berlin verließ er 1933 eine voll eingerichtete Wohnung und ein Büro beim Kiepenheuer Verlag. 1940 musste Kesten seine Unterlagen erneut vor den Nazis in einem Pariser Hotel, im Allert de Lange Verlag in Amsterdam und bei seiner Schwester Gina in Brüssel zurücklassen. Sie gelten heute mit Ausnahme der Unterlagen aus Paris als verloren.
In den USA verbrannte Toni Kesten aus Angst vor dem FBI eine nicht unerhebliche Anzahl von – wie sie meinte – kompromittierenden Dokumenten. Ende der 60er Jahre wurden Unterlagen aus dem Leo Baeck Institut, wo Kesten sie deponiert hatte, von einem unzuverlässigen Hausmeister gestohlen.

Bis Mitte der 70er Jahre verhandelte Kesten mit verschiedenen Städten und Institutionen, z.B. mit dem Literaturarchiv in Marbach und der Stadt Nürnberg, über seinen Nachlass. Mehrere amerikanische Universitäten hatten ihm angeboten, Kesten-Archive einzurichten.

Zu einem erfolgreichen Abschluss führten schließlich die Verhandlungen mit der Stadt München. Die meisten Unterlagen, die sich jetzt im Besitz der Monacensia, dem Literaturarchiv der Stadtbibliothek, befinden, stammen aus Kestens aufgelassener Wohnung in Rom.

Eine Auswahl seiner Korrespondenz findet sich in dem Band Deutsche Literatur im Exil. Briefe europäischer Autoren 1933-1949. Eine dreibändige Ausgabe weiterer Korrespondenz ist an der Universität Erlangen-Nürnberg in Planung.

Allein im 20. Jahrhundert

Angeregt vom Bayerischen Rundfunk trug Kesten sich lange Zeit mit dem Gedanken, eine Autobiographie zu verfassen. Als Titel dachte man an „Allein im zwanzigsten Jahrhundert“. Im August 1973 und im Januar 1975 räumte das Studio Nürnberg Kesten Sendezeiten ein, um die zwei bis dahin fertig gestellten Kapitel Josef sucht die Freiheit und Die vergebliche Heimkehr vortragen zu können. Leider blieb die Biographie ein Fragment.

„Es ist die Aufzählung meiner Schicksale, die ich dem Petrus am Himmelstor vorlesen werde. Ich habe sie bereits auf Band gesprochen, und wenn Gott ein Radio hat, wird er mir recht geben müssen: Er hat mir Unrecht getan.“

Ich hatte Glück mit Menschen,
(Hg.) Wolfgang Buhl/Ulf von Dewitz, S. 128

Bis heute gibt es aber auch noch keine verbindliche Biographie über Kesten. Eine Handvoll Dissertationen und Magisterarbeiten sowie vereinzelte Aufsätze und kritische Betrachtungen kann den Mangel nicht vertuschen. Vorhandene Materialien über Kesten – so etwa einzelne wissenschaftliche Abhandlungen und Artikel, dazu Rezensionen, Reden, Würdigungen usw. – sind zudem in Zeitschriften, Magazinen, Zeitungen, Broschüren und Sammelbänden weit verstreut und nicht selten nur schwer auffindbar.

Bei mir selbst vorbeizuschauen

In Nürnberg ist Hermann Kesten der Öffentlichkeit durch verschiedene Bilder und Büsten präsent. Im historischen Sitzungszimmer des Nürnberger Rathauses hängt das Gemälde „Hermann Kesten im Café“, das Ende der 70er Jahre der Nürnberger Maler Michael Mathias Prechtl (1926- 2003)
Ende der 70er Jahre vollendete. Es stellt den Dichter in einem imaginären Kaffeehaus zwischen Moses und Christus dar und enthält daneben eine Reihe von künstlerisch verfremdeten Hinweisen auf Kestens Biographie.

Die Bekanntschaft zwischen dem Nürnberger Bidlhauer Wilhelm Uhlig und Kesten begann Mitte der 80er Jahre und wurde im Lauf der Zeit zu einer tiefen Freundschaft. Auf Anregung Prechtls hatte die Stadt Nürnberg Uhlig gebeten, eine Portraitbüste des Dichters zu schaffen. Uhlig reiste mehrere Male nach Basel, und später saß ihm Kesten auch in Nürnberg. Beim Aufbruch von einer dieser Sitzungen hatte Uhlig die Vision vom „wandernden Kesten“. Er hat sie in einer seiner verschiedenen Plastiken festgehalten. Eine große Bronzeplastik steht im Innenhof der Stadtbibliothek.

Eine Hermann-Kesten-Straße oder einen nach ihm benannten Platz hat Nürnberg noch nicht. Aber es wäre an der Zeit, darüber nachzudenken. Bei jedem seiner Besuche in Nürnberg wollte Kesten auch zu seinen diversen Konterfeis geführt werden, um – wie er es selbst nannte – „gelegentlich auch einmal bei mir selbst vorbei zu schauen.“

Mit schüchternem Stolz

Es war nicht zuletzt eine Folge seiner P.E.N. Präsidentschaft, dass Kesten noch im hohen Alter viele Ehrungen zuteil wurden. Es begann 1978 mit dem Ehrendoktor der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, dem 1982 ein Ehrendoktorat der Freien Universität Berlin folgte. Dazwischen, im Juli 1980, verlieh ihm die Stadt Nürnberg die Ehrenbürgerschaft.
Diese Auszeichnung bedeutete Kesten besonders viel. Die Ehrenbürgerschaft war und ist eine ganz besondere Form der Auszeichnung. Kestens Verdienst – so die Laudatio – bestehe darin, dass er Humanität nicht nur vorscheinen lasse, vordenke und vordichte, sondern im eigenen Leben praktiziere.
In einer brillanten Rede hat Kesten seinen Dank für die Ehrung abgestattet und zugleich die Essenz seines bisherigen Lebens als Dichter, als Nürnberger und als Jude gezogen. Kesten begann mit der durchaus provokanten Feststellung:

„Ich stehe hier als ein Stellvertreter für Schriftsteller, die im Dritten Reich verfolgt wurden und als ein Zeuge für Juden, die laut den Nürnberger Gesetzen durch eine solche Regierung ermordet wurden. Ich stehe hier, weil es jene deutsche Regierung nicht mehr gibt und weil die sogenannten Nürnberger Gesetze nicht mehr gelten und weil die Stadt Nürnberg nicht mehr die Hauptstadt einer armseligen deutschen Bewegung ist.“

Broschüre des Schul- und Kulturreferats der Stadt Nürnberg, S. 15

Dann leitete er über zur Stadt seiner Kindheit und Jugend: Ich stehe aber auch hier, weil Nürnberg mich gemacht hat, zu einem gewissen Grad und mit seinen guten Seiten, wie ich hoffe.

Auch zum 90. Geburtstag wurde Kesten mit einem großen, öffentlichen Festakt ausgezeichnet. Zu den Festrednern gehörten – neben dem Oberbürgermeister – Willy Brandt, Carl Amery, Walter Jens, Thilo Koch, Marcel Reich-Ranicki, Horst Bienek und Hilde Spiel.

1995 kam er dann ein letztes Mal. Er nahm als Ehrengast an der Übergabe des Menschenrechtspreises teil und wurde als Stifter der Preissumme und zugleich zu seinem 95. Geburtstag letztmals öffentlich und gleich doppelt gefeiert.

Zurückgezogen

1977, nach dem Tod seiner Frau Toni, musste Kesten noch einmal die Koffer packen und sich eine neue Bleibe suchen. Bei der Wahl eines festen Wohnortes schwankte er zwischen Basel und München. Schließlich entschied er sich für Basel, weil Martha dort lebte, eine alte Schulfreundin Tonis, die mit dieser eine auffallende Ähnlichkeit hatte.
1985, nach dem Tod der Freundin Martha, kündigte Kesten die gemeinsame Basler Wohnung und zog in sein letztes Domizil, das jüdische Seniorenheim La Charmille in Basel-Riehen.

Der Schriftsteller und Freund Horst Bienek hat ihn dort mehrfach besucht.

„Er lebt zurückgezogen, in einem Zimmer mit Blick auf den Park, manchmal geht er hinaus, setzt sich auf eine Bank, den Hut auf dem Kopf und summt etwas vor sich hin. Das letzte Mal hat er mir listig zugezwinkert, wenn Sie das nächste Mal kommen, rufen Sie vorher an, dann nehme ich mir eine Taxe in die Stadt und wir gehen gut zusammen essen. Immer noch besitzt er die alte klapprige mechanische Schreibmaschine, deren Typen etwas querstehen“.

Ich bin der ic hbin. Hermann Kesten zum 90. Geburtstag, S. 30

Seit Mitte der 90er Jahre ging es ihm gesundheitlich immer schlechter. Im Mai 1996 starb er an einer akuten Lungenentzündung. Sein letzter Wunsch: Toni sollte neben ihm bestattet sein, ihre Urne wurde aus Rom überführt. Beiden fanden auf dem jüdischen Friedhof in Basel ihre letzte Ruhestätte.

Toni Kesten

Fast 50 Jahre waren Hermann und Toni Kesten verheiratet, fast ein halbes Jahrhundert. Antonie wurde als Tochter des jüdischen Händlers Chaim Juda Warowitz am 5. Juli 1904 in Nürnberg geboren. Sie war eine Schulkameradin von Kestens Schwester Gina. Hermann und Toni heirateten im Dezember 1928. Seitdem lebte die kleine graziöse Nürnbergerin ganz für ihren Mann. Sie teilte mit ihm sein improvisiertes Leben, seine Rastlosigkeit, seine Triumphe und Niederlagen. Sie sorgte mit für den Lebensunterhalt in New York, tippte die Manuskripte seiner Bücher und war nicht nur Kameradin, sondern auch Kritikerin.

„Toni ist nie ganz zufrieden. Ich verstehe es nicht ganz, wieso Toni so kritiklos meiner Person und so kritisch meinen Werken gegenüber ist, aber ich möchte sie nicht anders haben.“

Hermann Kesten:Brief an Alfred Polgar, 4.3.1955, Monacensia

Sie starb am 3. Juli 1977 in Rom und ließ ihren Mann fassungslos zurück. Ein knappes Jahr nach ihrem Tod schrieb er aus New York an die Schriftstellerin Hilde Spiel:

„Ich kann keinen vernünftigen Grund für mein Versäumnis angeben, warum ich meinen besten Freunden nicht geschrieben habe. Offenbar gab mir kein Gott zu sagen, was ich leide. Offenbar hat mich der Tod von Toni – am 3.Juli wird es schon ein Jahr sein – in vieler Hinsicht asozial gemacht. Ich konnte auf die Trostbriefe meiner besten Freunde nicht antworten, und fühlte meine Briefschuld, was mich wieder hinderte, zu schreiben. Und dabei dachte ich in früheren Zeiten, ich sei ein gutwilliger Briefeschreiber, und ich freute mich auf Briefe, was ich noch heute tue.“

Ich hatte Glück mit den Menschen,
(Hg.) Wolfgang Buhl/Ulf von Dewitz, S. 125

Raubgold

Heute hat die NS-Geschichte auch die angeblich neutrale Schweiz eingeholt: Die Debatte über die Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg, ihre Geschäfte mit dem Dritten Reich, ihre Flüchtlingspolitik, ihre Banken und deren Umgang mit den Einlagen und dem Vermögen von Holocaust-Opfern, ist auch in Basel, dem Sitz der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, nach 1995 noch nicht wieder verstummt.

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Nazi-Deutschland ein erheblicher Mangel an Devisen. Die Reichsmark war bewusst als reine Papierwährung angelegt. Der Bedarf an Devisen konnte durch den Außenhandel nicht gedeckt werden. Folge war ein rasches Absinken des Gold- und Devisenbestands. So betrug 1938 die Deckung der Währung durch Goldreserven nur noch rund 1 Prozent.

Schlaglicht Um den Handel mit anderen Ländern aufrecht erhalten zu können, brauchte das NS-Regime Gold und Devisen. Bis 1938 waren es vor allem die unter Zwang konfiszierten Wertgegenstände und Edelmetalle der Juden und anderer Staatsfeinde, die die Masse des so genannten Raubgoldes ausmachten. Ab 1939 beschlagnahmte Nazi-Deutschland, in krassem Verstoß gegen das Völkerrecht, die Goldreserven unterworfener Staaten und hielt sich zusätzlich auch weiterhin an das Eigentum zahlreicher Privatpersonen, nicht zuletzt wiederum jüdischer Opfer. Eingeschmolzenes, nötigenfalls gereinigtes, danach geprägtes und mit einem Vorkriegsdatum neu gestempeltes Gold diente dazu, die Rechnungen für Importe, insbesondere von Waffen und waffentauglichen Rohstoffen aus den neutralen Staaten Europas und Südamerikas zu begleichen. Bei diesen Geschäften kam der Schweiz eine zentrale Bedeutung zu.

Nach vielem Hin und her wurde schließlich 1998 ein Vergleich zwischen jüdischen Gruppierungen, Holocaust-Überlebenden und den Schweizer Banken erreicht, der Zahlungen in Höhe von 1,2 Milliarden vorsieht.

Juden in Basel

Die Geschichte der Juden in Basel und Umgebung ist – wie in den meisten anderen Ländern Europas auch – eine Geschichte von Ausgrenzung, Benachteiligung, Ausweisung, Asylverweigerung bis hin zur Vernichtung. Basels jüdische Geschichte reicht weit zurück und erreichte im Jahre 1346 mit der Judenverbrennung am Rhein einen negativen Höhepunkt. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich Basel über die lokale jüdische Gemeinde hinaus zu einem wichtigen Zentrum. So entstand in dieser Zeit einer der ersten Talmuddrucke der Schweiz. Ende August 1897 führte der erste – und auch letzte – Basler Zionistenkongress Theodor Herzl in die Stadt. Herzl, Journalist, Autor und Dramatiker, hatte im Jahr zuvor durch die Veröffentlichung eines dünnen Büchleins mit dem Titel Der Judenstaat großes Aufsehen erregt. Er legte damit die geistige Grundlage für die zionistische Bewegung und später auch für den Staat Israel. Das so genannte Baseler Programm ist bis heute richtungsweisend für die Zionistische Weltorganisation.

„Fasse ich den Baseler Congress in ein Wort zusammen – das ich mich hüten werde öffentlich auszusprechen – so ist es dieses: in Basel habe ich den Judenstaat gegründet.“

Theodor Herzl, Briefe und Tagebücher, 3.0.1897

Die heutige Israelitische Gemeinde Basel besteht seit 1805. Eine erste Synagoge wurde 1868 gebaut. Seit 1972 ist die Gemeinde im Kanton Basel-Stadt öffentlich-rechtlich anerkannt, das heißt sie hat denselben Status wie die christlichen Kirchen. Mit dem Umzug des Seniorenheims La Charmille aus Riehen und dem Einzug des Instituts für Jüdische Studien der Universität Basel in das Areal hat Basel eine jüdische Meile, die aber keineswegs ein Ghetto darstellt. 1996, Kestens Todesjahr, lebten in den Halbkantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft rund 1.650 jüdische Gemeindemitglieder.

Basel tickt anders

Basel ist die zweitgrößte Stadt der Schweiz, und liegt im Dreiländereck des Oberrheins. Westlicher Nachbar ist Frankreich, im Norden liegt Deutschland. Der Halbkanton Basel-Stadt umfasst den Hauptort Basel sowie ein kleines rechts-rheinisches Gebiet mit den Gemeinden Riehen und Bettingen.

Basel ist einer der wichtigsten Industriestandorte des Landes. Vor allem die chemisch-pharmazeutische Industrie ist hier mit zahlreichen Großbetrieben vertreten. Im kulturellen Bereich wird Basel geprägt von seiner Museumslandschaft. Keine andere europäische Stadt bietet eine vergleichbare Dichte an qualitativ hochstehenden Museen.

Riehen, letzter Wohnort Kestens, ist mit über 20.000 Einwohnern eine kleine Stadt, die sich jedoch den Charakter eines Dorfes mit einem reichen eigenen geschäftlichen und kulturellen Leben bewahrt hat.

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